Alles was du über Gamaschen, Bandagen und Co. wissen musst!
Welche Gamasche ist die richtige für dein Pferd?
Die am häufigsten verwendete Schutzausrüstung bei Pferd und Reiter ist der Beinschutz. Und das ist auch kein Wunder, denn an den Beinen treten die meisten Verletzungen im Reitsport auf. Aber setzt ihr die richtigen Gamaschen ein oder viel mehr: welche Gamasche ist überhaupt die richtige für dein Pferd? Ob Gelände, Dressur oder Springen - für jede Disziplin gibt es die passenden Gamaschen, um die Pferdebeine zu schützen. Schutz ist wichtig, aber wir wissen auch, dass Gamaschen die freie Beweglichkeit der Bänder, Sehnen und Gelenke beeinträchtigen können. Dazu kann schnell ein Hitzestau in dem zugedeckten Bereich entstehen, was einen negativen Einfluss auf das betroffene Gewebe haben kann. Worauf ihr bei Gamaschen achten solltet und wie ihr die richtige Gamasche für euer Pferd findet, könnt ihr in diesem Blogbeitrag nachlesen.
Die Funktion von Gamaschen
Die Hauptfunktion von Gamaschen ist die Pferdebeine vor äußeren Schlägen zu schützen. Eine gute Dressurgamasche z.B. soll vor allem verhindern, dass sich die Beine streichen oder bei Seitengängen anschlagen. Die Springgamasche muss auf jeden Fall die Pferdebeine vor Schlägen durch Stangen oder durch Tritte mit den Hinterbeinen schützen. Geländegamaschen müssen rund um das Röhrbein Sicherheit geben. Es gibt aber auch die Allroundgamasche, die für leichtere Arbeiten im Gelände oder in der Dressurarbeit geeignet ist.
Können Gamaschen Sehnen stützen?
Viele Hersteller werben damit, dass ihre Gamaschen die Weichteile und Gelenke stützen und Halt geben können, speziell nach Sehnen- und Fesselträgerschäden. Leider gibt es nur wenige Studien, die diese Aussage wissenschaftlich belegen. Es wird aber vermutet, dass "Stütz"-Gamaschen die Hyperextension der Fesselgelenke reduzieren. Inwieweit sie dies können, hängt von den verwendeten Materialien ab: Je dicker und je weniger elastisch das Material ist, desto stärker wird die Hyperextension eingeschränkt. Weiterhin hat man herausgefunden, dass die Gamaschen sehr eng sein müssten - so eng, dass man wiederum eine Verletzung der Weichteile riskiert. Allerdings gilt auch je steifer/fester die Unterstützung durch die Gamasche ist, je mehr wird die Beweglichkeit der Strukturen eingeschränkt. Die meisten Studien haben keinen Effekt bei dem Versuch der Verhinderung der Hyperextension des Fesselgelenks gezeigt und der Stützeffekt hält in einer Trainingseinheit nicht lange an.
Welche Gamasche ist die falsche für dein Pferd?
Ein häufiges Problem bei den Gamaschen ist, dass wir dazu neigen den Beinschutz zu fest anzuziehen. Das kann zu Durchblutungsstörungen, Scheuerstellen und eingeschränkter Beweglichkeit der Weichteile und Gelenke führen. Versucht einmal eure Waden und Achillessehnen fest zu bandagieren und geht eine Runde laufen, das wird nicht angenehm oder sein und ihr nicht schnell 😉!
Unser Tipp: verschließe die Gamaschen so fest, dass ein Verrutschen verhindert wird. Wenn es eine mittlere Lasche gibt, mach diese zuerst zu. Sie gibt den meisten Halt. Achte darauf, dass ca. noch ein kleiner Finger zwischen Gamasche und Bein passt.
Was zu einem weiteren Problem führen kann ist jegliche Form von Gewicht an den Beinen. Denn das führt zu einem erhöhten Krafteinsatz, um die Beine zu bewegen zu können. Physikalisch gesehen wird Gewicht an eine äußere Gliedmaße gebracht, die weit weg von dem Muskelzentrum liegt und das hat Einfluss auf die gesamte Mechanik des Pferdes. Wenn die Gamasche z.B. nicht atmungsaktiv ist und Schweiß oder Nässe aufnimmt, dann können sie doppelt so schwer werden.
Unser Tipp: achte auf atmungsaktive Gamaschen. Die erkennt man z.B. am perforierten Material. Bei Fellgamaschen sollte man drauf achten, dass man sie nur bei trockenen Bedingungen benutzt, da sie sich gerne vollsaugen.
Die wohl bekannteste Schwierigkeit ist die Gefahr einer Überhitzung der Sehnen durch Gamaschen (und Bandagen). Wissenschaftler haben im Kern der oberflächlichen Beugesehne Temperaturen um 45°C (einige Grad höher als die normale Sehnentemperatur) gemessen, selbst nach einer kurzzeitigen, anstrengenden Belastung. Wärme wird durch den Streck-Rückzug-Zyklus in den Sehnen erzeugt, doch Beinschutz reduziert die normale Kühlung der Beine. Wärme, die im zentralen Kern einer Sehne entsteht, sollte nach der Arbeit so schnell wie möglich abgeführt werden, um eine Sehnendegeneration/Verletzung zu vermeiden. Auch wenn die Gamaschen zu lang am Bein sind, wie z.B. auf der Koppel oder bei Wettkämpfen kann es zu Hitzestau, Hautproblemen und allergischen Reaktionen kommen.
Unser Tipp: Lege bei heißen Temperaturen die Gamaschen als letztes an und nehme sie nach dem Reiten als erstes ab. Danach kann man die Beine kalt abspritzen. Auf der Koppel oder im Stall sollten Gamaschen nicht länger als 4 Stunden getragen werden. Achtet auch hier darauf atmungsaktive Gamaschen zu benutzen.
Was macht nun eine gute Gamasche aus?
Eine gute Gamasche sollte die unteren Gliedmaßen vor Schlägen und Erschütterungen zu schützen. Weiterhin soll sie gut sitzen, ohne sie fest anziehen zu müssen. Die Gamasche soll selbstverständlich auch die Sehnen schützen. Es wäre fatal, wenn das Pferd mit einem anderen Bein eine belastete Sehne trifft, da kann die Verletzung gravierend sein. Auch immer wieder kleine Schläge gegen ein Bein sind nicht sofort erkennbar. Aber wenn es beim Reiten 20-30 leichte Schläge z.B. gegen den Fesselkopf kommen, muss es nicht sofort erkennbar sein, aber nach einige Stunden, als Folge einen Entzündungsreaktion, kann der Fesselkopf geschwollen und wund sein.
Immer aufpassen, dass keine Steine, Sand oder Erde zwischen die Gamasche und das Pferdebein reinkommen können. Es ist wichtig, dass die Gamasche oben gut um das Bein abschließt.
Die Gamaschen sollten atmungsaktiv sein, um Überhitzung unter den Gamaschen zu verhindern. Die Weichteile reagieren schnell auf Hitze und könnten Schäden davontragen.
Take Home Message:
Wir im Helle Kleven Shop empfehlen immer so viel Schutz zu wie nötig, aber so wenig wie möglich! Das heißt es gibt auch Pferde oder Tage, an denen vielleicht gar kein Beinschutz benötigt wird. Es empfiehlt sich verschiedene Gamaschen im Schrank zu haben, um sie an das jeweilige tägliche Training anzupassen. Wenn Du unsicher bist, welche Gamasche für dein Pferd richtig sind, nimm gerne mit uns Kontakt auf, wir helfen Dir gerne weiter.
Hier kommt ihr zu unseren Gamaschen
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Quellen:
Kicker,C,J., Peham, C., Girtler,D., und Licka, T. (2010) „Influence of support boots on fetlock joint angle of the forelimb of the horseat walk and trot“. Equine Veterinary Journal Volume 36, Issue 8
Keegan, K.G., Baker, G.J., Boero, M.J., Pijanowski, G.J. and Phillips, J.W. (1992): “Evaluation of support bandaging during measurement of proximal sesamoidean ligament strain in horses by use of a mercury strain gauge”. Am. J. vet. Res. 53,1203-1208.
Loving,N.S. (2008)Article, “The Horse” USA